Geschichte
Le Rüdli – Ein besonderer Ort mit Herz und Esprit
Hoch über dem Thunersee im Berner Oberland gelegen, verzaubert Le Rüdli seine Besucher vom ersten Moment an. Schon beim Betreten des Parks spürt man die besondere Atmosphäre – ein Ort mit viel Herz und einem Hauch von französischem Esprit. Das elegante, lange Jahre schneeweiss Schlössli, aus dem 19. Jahrhundert strahlt im Morgenlicht und erzählt von vergangenen Sommertagen ebenso wie von neuen Hoffnungen. Hier verbinden sich Vergangenheit und Zukunft auf harmonische Weise.

Die Anfänge im 18. Jahrhundert
Alles begann im Jahr 1878, als der Pariser Bankier mit schweizer Wurzeln Jules Marcuard seinen Traum von einem Sommersitz verwirklichte.
Sein Urgrossvater Jean-Rodolph Marcuard (1721-1795) war der Begründer der Berner Ära der Marcuards. Er handelte zuerst mit Kautschuk und Indi und machte später als cleverer Privatbankier ein grosses Vermögen durch Wertschriftenhandel und internationalen Zahlungsverkehr. Im 19. Jahrhundert war die Bank Marcuard & Cie. eine der bedeutendsten in Europa und hatte Filialen in verschiedenen Städten. Er verwaltet nicht nur das Geld der reichen Patrizier in Bern sondern gab unter anderen 1789 sogar dem deutschen Kaiser einen Kredit.
Jean-Rodolphe gehörte das Anwesen am Thunersee, das damals rund 60 Hektaren Land umfasste und vom See bis hinauf auf den Moränenhügel reichte. Dazu gehörte ebenfalls ein Teil des Rustwald und zwei Weingärten. Nach einem Erbgang wurde das Land in eine obere und untere Hälfte aufgeteilt. Der untere Teil des Anwesens, das Tellergut mit einem altehrwürdigen Hof aus dem Jahr1600 gehörte einem andern Zweig der Marcuard Nachkommen (spätere Wildbolz, berühmter Spross dieser Familie ist der Schauspieler Klaus Wildbolz). Der obere Teil erbte Jules‘ Onkel Eugène Marcuard, der in Bern die Bankfiliale führte (heute UBS).
1865 reiste Jules nach Paris zu seinem anderen Onkel Adolphe und erwies sich bald als sehr geschickter Bankier. Offenbar beeindruckte Jules seinen Onkel so sehr durch seine Tüchtigkeit und seinen Scharfsinn, dass Adophe, selbst kinderlos, Jules zum Universal-Erben einsetzte. Fünf Jahre nach Jules Ankunft in Paris verstarb Adophe. Der Neffe, gerade mal 30jährig, erbte die Bank in Paris. Als 1876 auch Eugène, der Onkel in Bern ohne Nachkommen starb, vererbte dieser seinem tüchtigen Neffen das Landgut in Einigen.
Jules, der inzwischen mit Madeleine Hartmann aus dem Elsass verheiratet war und zum zweiten Mal Vater wurde, baute1879 anstelle der Jagdhütte ein kleines Schlösschen für seine wachsende Familie, um in den Sommermonaten der stickigen Pariser Luft zu entkommen. Die Thuner Luft galt in dieser Zeit als die frischeste in Europa…
Le Rüdli. Bereits der Name schlägt eine Brücke zwischen zwei Welten: Das französische „Le“ verleiht dem Anwesen einen Hauch savoir-vivre, während „Rüdli“ eine gerodete Wiese zwischen Wäldern bedeutet und an die sagenumwobene Rütli-Wiese erinnert und dieselbe Wortwurzel hat.
In den folgenden Jahrzehnten verbrachten Generationen hier unvergessliche Tage. Das Schlössli wurde zu einem beliebten Begegnungsort, an dem sich Freunde und Verwandte zum gemeinsamen Déjeuner im Grünen trafen und die Aussicht auf See und Berge genossen.


Vom Familienbesitz zur Stiftung
Fast ein Jahrhundert blieb Le Rüdli im Familienbesitz bis 1973 ein neuer Weg begann.
Die Urenkelin des Erbauers, Jacqueline Roulet, hegte einen Traum, aus dem Gut ein Ort der Erholung und des Gebets zu machen. Ihre Mutter Yvonne wusste von diesem Traum und kaufte deshalb am 1. September 1978 den Anteil ihrer Schwester mit Schlössli und 6 Hektaren Land zurück.
Genau ein Jahr später entschieden sich die beiden Frauen, das Erbe ihrer Vorfahren in eine Stiftung einzubringen. Mit viel Herzblut und Weitsicht übertrugen sie Le Rüdli in gemeinnützige Hände, geleitet von der Überzeugung, dass dieses besondere Haus ein Ort des Segens für viele Menschen sein soll, diesen einzigartigen Ort zu bewahren und ihn Menschen zugänglich zu machen, die Ruhe und Erholung in der Natur suchen.
Über die Jahre durchlief die Stiftung verschiedene Phasen und stand vor finanziellen Herausforderungen. Doch die Überzeugung, Le Rüdli für kommende Generationen zu sichern, blieb stets bestehen.


Ein neuer Weg – Die Vision
Im Jahr 2021 trat die Stiftung in eine neue Phase ein. Nach Jahren finanzieller Engpässen wurden dringend nötige Renovationen an den verschiedenen Gebäuden vertagt.
Mitte 2021 wurde ein neuer Stiftungsrat gewählt. Gemeinsam mit ihren Kindern führen heute Sandra und Peter Trachsel die Stiftung. Sie entwickeln Le Rüdli kontinuierlich weiter und passen es an die Bedürfnisse der heutigen und zukünftigen Gäste an.
Was macht Le Rüdli zu einem besonderen Ort?
- Ein Ort der Ruhe und Erholung inmitten der Natur
- Nachhaltige Landwirtschaft und Selbstversorgung, die gesunde Lebensmittel hervorbringt
- Ein Rückzugsort für Reflexion und Inspiration, geprägt von christlichen Werten
- Ein Ort der Begegnung, an dem sich Menschen austauschen und neue Perspektiven gewinnen
Jeder Schritt der Weiterentwicklung folgt einem klaren Prinzip: Bewahrung des Alten und Offenheit für Neues. Die sorgfältige Renovierung des Schlösschens und der Parkanlagen im Jahr 2023 ist ebenso Teil dieser Vision wie die Schaffung von Räumlichkeiten für sinnstiftende Begegnungen.
Blick in die Zukunft
Die Stiftung Le Rüdli ist ein lebendiger Ort des Miteinanders, geprägt von Gastfreundschaft, Naturverbundenheit und Austausch.
Um diesen Ort der Ruhe, Begegnung und Inspiration weiterhin zu erhalten, ist die Stiftung auf Unterstützung angewiesen. Jede Spende trägt dazu bei, dieses einzigartige Refugium für kommende Generationen zu bewahren.